Geschichte

Angefangen hat alles im September 1979, als sich eine Gruppe von Franzosen und frankophilen Hamburgern endlich ihren Wunsch nach einer deutsch-französischen Privatschule erfüllen konnte. Die Schule nannte sich „école franco-allemande“ und startete mit sechs (!) Kindern in einem Jugendhaus an der Bebelallee in Alsterdorf. Schon einige Jahre später reichte der Platz hier jedoch nicht mehr aus und man zog in den Mexikoring in der City-Nord.

Die damalige Mitgründerin Elisabeth Bockelmann freute sich schon bald über zunehmende Schülerzahlen. Der Grund lag sicherlich darin, dass Hamburg mit Airbus und anderen Unternehmen immer stärker in die europäische Wirtschaft integriert wurde und die Kenntnis von Fremdsprachen eine immer größere Rolle spielte. Zudem erschienen zu dieser Zeit die ersten Studien, die bewiesen, dass man Fremdsprachen so früh wie möglich und am besten im Kontakt mit Muttersprachlern erlernen konnte. Beides konnte die deutsch-französische Schule bieten und war deshalb von Anfang an sowohl bei Franzosen als auch bei Hamburgern äußerst beliebt.

Neben der deutsch-französischen Schule gab es in der Sierichstraße in Winterhude auch noch eine kleine rein französische Schule, die ausschließlich den französischen Lehrplänen folgte und von vorübergehend in Hamburg lebenden Franzosen besucht wurde. Dass zwei französische Schulen in Hamburg auf Dauer nicht existieren können, war allen Beteiligten schon früh klar. Ab Mitte der 1980er Jahre bemühten sich deshalb beide Schulen um eine Vereinigung. Politisch unterstützt wurde die Fusion maßgeblich vom einflussreichen Sozialdemokraten und späteren Ersten Bürgermeister Henning Voscherau.

1987 war es damit soweit. Im Ratsweinkeller wurde die Vereinigung beschlossen. Die Schule hieß jetzt: „Lycée Français de Hambourg“. Ein großer Förderer der Schule war neben Voscherau auch der damalige ARD-Chefredakteur Heiko Engelkes, der als Korrespondent viele Jahre in Paris verbracht hat und dem die deutsch-französische Freundschaft ein großes Anliegen war: „Es geschieht zu wenig im kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Frankreich. Diese Schule ist eine positive Ausnahme.“ Die neue Schule hatte jedoch im ersten Jahr noch keinen geeigneten Standort. Dieser Zustand währte jedoch zum Glück nicht lange. Dem Lycée spielte der sog. „Pillenknick“ in die Hände: Die Schülerzahlen in Hamburg gingen in den achtziger Jahren immer weiter zurück, so dass die Schulbehörde gezwungen war, einige Schulen zu schließen. Dazu zählte auch das Gymnasium Hartsprung in Lokstedt, das bis 1990 auslief. 1988 konnte hier schon das neue Lycée einziehen und hatte jetzt endlich Räume für einen geregelten Schulbetrieb. 35 Lehrer unterrichteten ca. 400 Kinder. Ab dem Jahr 2000 war es dann auch möglich das „AbiBac“, d.h. einen kombinierten deutsch-französischen Abschluss zu absolvieren, der zum Studium in Deutschland und Frankreich berechtigte.

Nicht zuletzt wegen der Möglichkeit des AbiBacs freute sich die Schule über einen enormen Zulauf, so dass die Räume am Hartsprung schon bald nicht mehr ausreichten und auch die Finanzierung stieß zunehmend an ihre Grenzen. Unter der damaligen Schulsenatorin Alexandra Dinges-Dierig erhielt die Schule deshalb den Status einer sog. „privaten Ersatzschule“, d.h. das Lycée verpflichtete sich, neben den französischen auch die deutschen Schulabschlüsse und Bildungsinhalte anzubieten bzw. einzuhalten und wurde fortan im Gegenzug zu mehr als Zweidritteln aus Hamburger Steuermitteln finanziert, so dass das Schulgeld fortan sehr gering war. Die bessere finanzielle Ausstattung ermöglichte bis 2007 Umbauten, um weitere Klassenräume zu schaffen.

Das bilinguale Angebot der Schule war jetzt auch für deutsche Eltern so attraktiv, dass sich am Hartsprung, dessen Gebäude ursprünglich für maximal 600 Schüler geplant war, bald fast 1000 Kinder tummelten. Auch der aus Ehrenamtlichen bestehende Trägerverein der Schule stieß mit der Verwaltung einer so großen Institution naturgemäß an seine Grenzen. Wie so oft in der Geschichte der Schule musste eine neue Lösung gefunden werden und dieses Mal sollte eine Lösung her, die die Zukunft der Schule für immer sichern sollte.

2016 hat Hamburgs damaliger Erster Bürgermeister Olaf Scholz dem damaligen französischen Außenminister Jean-Marc Ayrault einen spektakulären Vorschlag übermittelt: Das private Gymnasium Lycée Français sollte in einem neuen staatlichen deutsch-französischen Gymnasium aufgehen, für das man in Altona ein modernes Schulgebäude errichten wollte. Der Vorschlag sah auch vor, dass Grundschule und Kita weiterhin in Lokstedt am Standort Hartsprung verbleiben. Frankreich war begeistert und unterstütze das Projekt sofort.

Schulsenator Ties Rabe sagte damals: „Das neue deutsch-französische Gymnasium in Hamburg ist eine besondere Chance für ganz Hamburg und ein zukunftsträchtiges Modell nach dem Vorbild anderer, erprobter und gut funktionierender Gymnasien in Deutschland und Frankreich.“

Der Vorschlag hat für viel positives Aufsehen gesorgt. In vielen Gesprächen und öffentlichen Informationsveranstaltungen wurde das Projekt vorgestellt. Das Deutsch-Französische Gymnasium (DFG) ist ein Gemeinschaftsprojekt Deutschlands und Frankreichs zur Stärkung der europäischen Idee und hat bisher Standorte in Paris (Buc), Freiburg und Saarbrücken. Das DFG wird die erste staatliche Schule Hamburgs sein, in der Kinder, Jugendliche und Erwachsene zweier Muttersprachen miteinander lernen und arbeiten. Die europäische Idee wird hier nicht nur gelehrt, sondern aufgrund der internationalen Zusammensetzung von Schülerschaft und Mitarbeitern täglich gelebt. Das DFG bietet engagierten Schülerinnen und Schülern, die sprachlich besonders begabt sind, eine sehr gute Möglichkeit, ihre Fähigkeiten weiter zu entwickeln und ihre Schullaufbahn mit einem internationalen Abitur zu beenden.

Inzwischen ist die neue Schule mit großem Erfolg gestartet. Sehen Sie hier den Film zur Eröffnungsfeier:

Da der Neubau erst in den kommenden Jahren bezugsfertig ist, startete das Deutsch-Französische Gymnasium im August 2020 am Hartsprung. Der erste Jahrgang wurde am 12. August 2020 eingeschult. Bis Anfang Februar 2025 können Eltern interessierter Viertklässler ihre Kinder für den inzwischen sechsten Jahrgang anmelden. Französisch zu können ist für den deutschen Zweig der Schule keine Voraussetzung, denn das lernen die Kinder ganz schnell im Unterricht, aber eben auch auf dem Schulhof.

Der mehr als 40 Jahre dauernde Gründungsprozess der deutsch-französischen Schule in Hamburg mit mehrmaligen Wechseln des Ortes, des Namens und des Trägers ist damit – endlich – abgeschlossen.